Pilotprojekt: Ausbildungsreihe für Antidiskriminierungsberater*innen an Hochschulen

Der Antidiskriminierungsverband Deutschland (advd) fungiert als Dachverband für unabhängige Antidiskriminierungsberatungsstellen. Die Mitgliedsorganisationen des advd bieten unter anderem Beratung und Unterstützung für Personen, die von Diskriminierung betroffen sind, an.

Um sich als Antidiskriminierungsberater*in zu qualifizieren, bietet der advd auf Basis seiner Fachstandards die Ausbildungsreihe "Antidiskriminierungsberatung" (Grundausbildung) an. Diese Grundausbildung wurde bereits 15-mal erfolgreich durchgeführt, seit sie im Jahr 2015 eingeführt wurde.

Seit 2023 erweitert der advd seine Zielgruppe durch spezielle Angebote für Antidiskriminierungs- berater*innen an Hochschulen. Dazu gehören verschiedene Workshops, ein Fachtag zum Thema "Antidiskriminierung und Diversitätsorientierung in Organisationen – Impulse für strukturelle Veränderungen" sowie die Koordination der Arbeitsgruppe "Beratungsstandards an Hochschulen" im Netzwerk Antidiskriminierung an Hochschulen.

Um den Bedarf an gezielter Qualifizierung für Antidiskriminierungsberater*innen an Hochschulen zu decken, freuen wir uns, die Einführung einer neuen Ausbildungsreihe bekannt zu geben. Im Juni 2024 startet unser Pilotprojekt "Antidiskriminierungsberatung an Hochschulen", das sich explizit an Berater*innen richtet, die an Hochschulen tätig sind und zum Thema Antidiskriminierung arbeiten. Diese innovative Ausbildungsreihe basiert auf den bewährten Fachstandards des advd und integriert spezifische Inhalte, um den besonderen Anforderungen und Herausforderungen an Hochschulen gerecht zu werden.

Zielgruppe

Das Angebot richtet sich gezielt an bereits tätige oder angehende Berater*innen, die in unterschiedlichen hochschulinternen Beratungskontexten arbeiten und ihre Kompetenzen im Bereich der Antidiskriminierungsberatung weiterentwickeln möchten. Vordergründig ist es darauf ausgerichtet, Personen anzusprechen, die in ihrer Beratungstätigkeit einen Schwerpunkt auf Antidiskriminierung legen und sich in diesem Bereich qualifizieren möchten. Darüber hinaus sprechen wir Berater*innen an, denen im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit von Diskriminierungserfahrungen berichtet wird und darin gefordert sind, eine qualifizierte Erst- und Verweisberatung anzubieten.

Modulangebote

Modul 1) Erstberatung und Beratungskompetenzen

Am 3. und 4. Juni (Mo & Di) | in Präsenz mit Marga Zenth und Jonathan Kohlrausch

Das Modul vermittelt Grundkenntnisse über Diskriminierung an Hochschulen und Standards für die Antidiskriminierungsberatung, insbesondere Erstberatung. Die Teilnehmer*innen erhalten grundlegende Kenntnisse darüber, was eine Antidiskriminierungsberatung umfasst, wie ein Beratungsgespräch strukturiert ist, welche Gesprächstechniken hilfreich sind, und wie sie mit Rollenkonflikten aufgrund ihrer eigenen Verwobenheit und Kontextzugehörigkeit umgehen können. Das Verständnis der eigenen Zuständigkeit und Kompetenzgrenzen sowie der Umgang mit Vertraulichkeit, Anonymität, Parteilichkeit und hierarchischen Strukturen an Hochschulen stehen im Mittelpunkt. Das Modul geht auch auf psychosoziale Unterstützung ein und vermittelt Grundkenntnisse über Diskriminierung an Hochschulen. Das Ziel ist, dass die Teilnehmer*innen nicht nur grundlegende Beratungskompetenzen erwerben, sondern auch effektive Tools kennenlernen, die sie in Beratungssituationen gezielt einsetzen können.

Modul 2) Diskriminierung und (sexualisierte) Gewalt als Beratungsthemen

Am 24. und 25. Juni (Mo & Di) | online mit Né Fink und Jonathan Kohlrausch

Die Teilnehmer*innen erwerben ein fundiertes Verständnis für die vielschichtigen Herausforderungen und sensiblen Fragestellungen im Themenfeld Diskriminierung und (sexualisierte) Gewalt. Das Modul vermittelt nicht nur grundlegende Informationen zum Diskriminierungsverständnis, sondern auch zu den verschiedenen Ebenen von Diskriminierung. Dabei werden auch Themen wie Intersektionalität und Mehrfachdiskriminierung und deren Rolle im Kontext Beratung vermittelt.

Zusätzlich werden die Teilnehmer*innen die Möglichkeit haben eine Betroffenenzentrierte Haltung bei (sexualisierter) Gewalt zu entwickeln.
Zur Stärkung von Betroffenen zählt auch spezifische Handlungsmöglichkeiten und Tools in der Institution Hochschule und deren Grenzen zu kennen. Ziel ist es, die Teilnehmer*innen mit den notwendigen Kompetenzen auszustatten, um Betroffene einfühlsam und kompetent zu beraten und angemessene Maßnahmen zur Unterstützung zu ergreifen.

Modul 3) Positionierung, Positioniertheit und Selbstfürsorge für Berater*innen

Am 5. und 6. September (Do & Fr) | in Präsenz mit Zainab Daniju und Jonathan Kohlrausch

Das Modul fokussiert auf die Reflexion individueller Positionen in der Gesellschaft und deren Einfluss auf die Berater*innentätigkeit. Dabei werden Aspekte der Beziehung zu Ratsuchenden, der Interaktion mit Diskriminierungsverantwortlichen sowie der persönlichen Selbstfürsorge beleuchtet. Das Modul vertieft das Verständnis für die Auswirkungen der eigenen Positioniertheit auf Beratungsdynamiken und im Team. Es adressiert zudem den Umgang mit Rollen- und Handlungserwartungen bei spezifischer gesellschaftlicher Positionierung im Hochschulkontext. Ziel ist es, die Teilnehmer*innen für eine reflektierte und selbstbewusste Positionierung zu sensibilisieren und sie mit Instrumenten zur effektiven Selbstfürsorge auszustatten.

Modul 4) kollegiale Beratung, rechtliche Grundlagen und Interventionsmöglichkeiten

Am 7. Oktober und 8. Oktober (Mo & Di) | online mit Né Fink und Jonathan Kohlrausch

Das Modul vermittelt den Teilnehmer*innen grundlegende Fähigkeiten in kollegialer Beratung, erarbeitet den Ausbau eines kollegialen Netzwerks und reflektiert Möglichkeiten der Maßnahmen bei Diskriminierungen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den rechtlichen Grundlagen im Kontext von Diskriminierungsfällen an Hochschulen. Das Modul behandelt die Systematik des Rechtsschutzes gegen Diskriminierung (AGG, Landeshochschulgesetze, ggf. Richtlinien). Teilnehmer*innen erarbeiten und reflektieren die Relevanz und Anwendung des jeweiligen rechtlichen Diskriminierungsschutzes im Rahmen von Beratung. Dabei wird auch auf unterschiedliche Maßnahmenformate im Hochschulkontext eingegangen, deren Voraussetzungen und Rahmenbedingungen beleuchtet, sowie die mögliche Rolle interner Berater*innen in diesem Zusammenhang reflektiert. Das Modul gibt außerdem Einblicke in potenzielle Grenzen, die bei der Anwendung dieser Maßnahmen beachtet werden sollten.

Modul 5) Verweisberatung, Falldokumentation und Monitoring

Am 21. und 22. November (Do & Fr) | in Präsenz mit Nissar Gardi und Jonathan Kohlrausch

Das Modul konzentriert sich auf die systematische Erfassung und Reflexion von Beratungsfällen. Teilnehmende reflektieren ihre bisherigen Erfahrungen in der Aktenpflege und erarbeiten gemeinsame Standards für eine effiziente Falldokumentation unter Berücksichtigung des Datenschutzes. Das Monitoring wird als zentrales Instrument zur Analyse von Entwicklungen und zur Gestaltung von Präventionsangeboten vermittelt. Die Möglichkeiten der hochschulinternen und -externen Verweisberatung werden diskutiert. Das Modul strebt an, die Professionalität in der Verweisberatung zu stärken und die Qualität der Falldokumentation zu verbessern, um so einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Beratungsarbeit an der Hochschule zu leisten.

Die Ausbildungsreihe unter der Leitung von Jonathan Kohlrausch wird durchgängig von ihm begleitet, wobei er als Trainingsperson in allen Modulen aktiv ist. Die Trainings werden zudem von verschiedenen wechselnden Trainer*innen durchgeführt. Neben der Präsenzzeit während der Module wird von den Teilnehmenden erwartet, dass sie sich auf die Modulinhalte vorbereiten, um eine fokussierte Übung der Inhalte während der Modultage zu ermöglichen.

Die Fortbildungen sind für maximal 16 Teilnehmer*innen ausgelegt und finden am ersten Tag von 10 bis 18 Uhr sowie am zweiten Tag von 9 bis 17 Uhr statt. Die Präsenztermine finden in Berlin (Alte Feuerwache, Axel-Springer-Str. 40/41) statt. Die Räumlichkeiten sind barrierefrei erreichbar und zugänglich. Falls Sie spezielle Bedarfe oder Fragen hinsichtlich der baulichen oder kommunikativen Barrierefreiheit haben, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf.

Bewerbung und Preise

Die Ausbildung richtet sich primär an Interessent*innen, die die gesamte Ausbildungsreihe buchen möchten. Nach Ablauf der Bewerbungsfrist und bei Verfügbarkeit von freien Plätzen besteht jedoch die Möglichkeit, die Module einzeln zu besuchen. Eine bevorzugte Behandlung wird Personen zuteil, die sich für die Buchung aller Module der Ausbildungsreihe entscheiden. Es ist zu beachten, dass Reise, Übernachtungs- und Verpflegungskosten von den Teilnehmenden selbst zu tragen sind.

Kosten

Komplette Ausbildungsreihe: 2.400 Euro Pro Modul: 600 Euro

Die Bewerbung für die Ausbildungsreihe unter diesem Link ist bis zum 17. März 2024 möglich. Eine Antwort auf die Bewerbung erhaltet ihr bis zum 21. März 2024.

Ansprechperson

Franziska Schwantuschke

Franziska.schwantuschke@antidiskriminierung.org

Lychener Str. 74-76 10437 Berlin

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advd