Stellungnahme des Antidiskriminierungsverbands Deutschland (advd) zum Chatbot-Projekt Meta von Said Haider

Berlin, 13.4.21

Stellungnahme des Antidiskriminierungsverbands Deutschland (advd) zum Chatbot-Projekt Meta von Said Haider

Im Februar 2021 ist Said Haider mit dem Projekt Meta, einem Chatbot für die Antidiskriminierungsberatung, an die Öffentlichkeit getreten und wirbt seitdem mit dem Slogan „Willkommen zur Zukunft der Antidiskriminierungsberatung“.  Weiter heißt es, der Metabot sei in Zusammenarbeit mit Expert:innen aus dem Bereich Antidiskriminierung entwickelt worden.

Als Antidiskriminierungsverband Deutschland sind wir in den letzten Wochen wiederholt auf dieses Projekt angesprochen worden, oftmals in dem Glauben, dass es eine Zusammenarbeit mit dem Projekt-Team gäbe und der in Entwicklung befindliche Chatbot ein gemeinsames Produkt mit dem advd sei. Dem ist nicht so.

Vor diesem Hintergrund und weil wir verschiedene Punkte der aktuellen Darstellung des Projektes problematisch finden, haben wir uns zu einer Stellungnahme entschlossen.

1.       Es ist unklar, mit welchen Expert:innen für Antidiskriminierungsberatung Meta entwickelt wurde.

Das Projekt wirbt damit, dass Meta in Zusammenarbeit mit Expert:innen aus der Antidiskriminierungsarbeit entwickelt worden sei. Wir kennen keine Expert:innen für Antidiskriminierungsberatung, mit denen hierfür zusammengearbeitet wurde. Aber parallel zur Entwicklung von Meta hat es 2020 eine nicht geglückte Zusammenarbeit zwischen Said Haider, Meryem Can und dem advd, gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie Leben! und CityLAB, gegeben. Said Haider war als Projektleiter für die Entwicklung eines Prototyps für einen anderen Chatbot bis Ende 2020 beim advd angestellt. Meryem Can hatte den Auftrag erhalten, den Prototypen zu programmieren. Diese Zusammenarbeit endete konflikthaft.

Aktuell gibt es keine Kooperation zwischen dem advd, seinen Mitgliedsorganisationen und dem Team des Metabots und eine solche ist auch nicht vorgesehen.

 

 

 

 

 

 

2.      Ein Chatbot kann und wird nicht „die Zukunft der Antidiskriminierungsberatung“ sein.

Antidiskriminierungsberatung ist weitaus mehr als das, was ein Chatbot leisten kann. Bei der Unterstützung von Betroffenen geht es um mehr als eine erste Information zu den Rechten nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz und eine Meldung von Fällen. Die emotionale und fachliche Begleitung eines Menschen in der Antidiskriminierungsberatung ist ein interdisziplinäres Arbeitsfeld und erfordert neben rechtlicher Expertise vor allem auch unterschiedliche analytische, empathische und politische Kompetenzen, also ein Set, das eine Künstliche Intelligenz nicht erbringen kann.

Ein Chatbot kann eine wichtige Ergänzung sein, um Betroffene von Diskriminierung bei der Wahrnehmung ihrer Rechte zu stärken und den Zugang zu Beratungsstellen zu verbessern. Ihn mit der „Zukunft der Antidiskriminierungsberatung“ zu bewerben, überschätzt dessen Möglichkeiten aber beträchtlich. Diese Aussage wird auch den Diskriminierungserfahrungen, die viele Menschen machen, nicht gerecht und ist aus Sicht der täglichen Arbeit und Expertise der AD-Berater:innen irreführend.

Mehr Informationen zum Thema Antidiskriminierungsberatung unter:

http://www.antidiskriminierung.org/betroffene

https://www.antidiskriminierung.org/materialien

 

Wir sind überzeugt davon, dass ein Chatbot, der Menschen, die Diskriminierung erleben, in ihrer Wahrnehmung stärkt, sie über ihre Rechte informiert und Zugänge zu Antidiskriminierungsberatung erleichtert, eine sinnvolle und wichtige Ergänzung der bestehenden Strukturen ist. Gleichzeitig muss die Entwicklung eines solchen Instrumentes aus unserer Sicht in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit den Beratungsstellen, auf die letztlich verwiesen werden soll, geschehen. Auch sollte eine Auswertung der Meldungen und die damit verbundene politisch-fachliche Arbeit mit den existierenden Strukturen und Ansätzen (z.B. Falldokumentation) verzahnt und zusammengedacht werden.

Aus dieser Perspektive heraus plant der advd seinen 2020 begonnenen Chatbot in diesem Jahr fertigzustellen und den Akteur:innen der Antidiskriminierungsarbeit bundesweit zur Verfügung zu stellen.

 

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zum advd

Der Antidiskriminierungsverband Deutschland ist der bundesweite Dachverband der unabhängigen Antidiskriminierungsberatung. Er wurde 2007 gegründet und hat aktuell 27 Mitglieder in 13 Bundesländern. Er hat Standards, fachliche Grundlagen und Handlungsmöglichkeiten der Antidiskriminierungsberatung entwickelt, bildet AD-Berater:innen aus und unterstützt Beratungsstellen in ihrem Aufbau und ihrer Arbeit. Er vertritt die fachlichen Interessen seiner Mitglieder und ist Akteur der Antidiskriminierungspolitik.

Aktuell ist er u.a. Teil des von Demokratie Leben! geförderten Kompetenznetzwerks Antidiskriminierung und Diversitätsgestaltung und erstellt im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes eine Studie zu den bundesweiten AD-Beratungsstrukturen.

advd