FRAGEN & ANTWORTEN

Was tun bei Diskriminierung?

Diskriminierung zu erfahren, kann verletzend, verwirrend, beschämend, überfordernd sein. Es kann wütend machen und/oder eine_n hilflos und schwach fühlen lassen. Diskriminierung kann zu Widerspruch motivieren und/oder zur Resignation führen. Es gibt nicht die richtige Antwort und ebenso wenig völlig falsche Reaktionen. Menschen reagieren unterschiedlich - abhängig von ihrer Persönlichkeit, ihrer Tagesform, der Situation, den anderen Beteiligten, der Vorgeschichte, den vermuteten Konsequenzen und Vorerfahrungen... Manchmal gibt es spontane Reaktionen, manchmal welche, die mit Abstand und vielleicht in Rücksprache mit anderen reifen.

Diskriminierung zu thematisieren und zu widersprechen ist nicht leicht. Sie hinzunehmen hat allerdings oftmals auch Folgen.

Grundsätzlich gilt: Diskrimnierung verletzt die Würde von Menschen verstößt gegen das fundamentale Recht auf Gleichbehandlung. Oft ist sie auch gesetzlich verboten. Sie sind nicht allein. Es gibt Beratungsstellen, die Sie unterstützen können - vertraulich, kostenlos, professionell.

Nehmen Sie Kontakt auf.

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Was kann ich tun, wenn ich diskriminiert wurde?

In der Situation

  • Achten Sie auf sich. Diskriminierung zu erfahren, ist verletzend und kann starke Emotionen auslösen - und manchmal auch einen starken Handlungsdruck. Sie müssen niemandem etwas beweisen, besonders schlagfertig sein oder sofort "richtig" reagieren. Sie müssen die Diskriminierung aber auch nicht hinnehmen. Überlegen Sie, was Ihnen gerade gut tun würde und was Sie tun möchten. Die Situation zu verlassen ist genau so in Ordnung wie eine sachliche Auseinandersetzung oder eine deutliches "Stopp!".
  • Versuchen Sie, Ruhe zu bewahren. Machen Sie Ihre Position klar. Fragen Sie nach. Fragen Sie nach den Gründen für ein Verhalten oder eine Entscheidung und benennen Sie möglichst klar, dass und (wenn mölich) warum Sie nicht einverstanden sind. Das schließt Emotionen nicht aus. In Institutionen kann es auch hilfreich sein, nach Vorgesetzten oder Beschwerdemöglichkeiten zu fragen.
  • Suchen Sie Unterstützer_innen. Oftmals gibt es (un)beteiligte Dritte, die Sie ansprechen und einbeziehen können. Sei es als emotionale Unterstützung, als spätere Zeug_innen und/oder damit eine Öffentlichkeit entsteht.
  • Sichern Sie Beweise, sprechen Sie Zeug_innen an. Versuchen Sie Beweise zu sichern. Fragen Sie nach Gründen für eine Entscheidung oder Handlung. Fordern Sie schriftliche Belege. Fotografieren Sie, speichern Sie digitale Belege etc. Notieren Sie sich die Namen von Beteiligten und Zeug_innen.

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Nachdem die Situation vorbei ist

  • Fertigen Sie ein Gedächtnisprotokoll an. Um wichtige Informationen nicht zu vergessen, sollten Sie möglichst zeitnah ein Gedächtnisprotokoll anfertigen. Hier finden Sie eine Vorlage.
  • Suchen Sie Unterstützung in Ihrem sozialen Umfeld. Sprechen Sie mit Menschen in Ihrem Umfeld, die Sie verstehen und denen Sie sich anvertrauen können. Das können Freund_innen, Familie oder Partner_innen sein. Es kann hilfreich sein, Gefühle in Worte zu fassen, Erfahrungen zu teilen und Zuspruch zu erhalten.
  • Suchen Sie zeitnah professionelle Unterstützung Es gibt Beratungsstellen, die auf Unterstützung in Diskriminierungsfällen spezialisiert sind. Sie können Ihnen helfen, das Erlebte einzuordnen und zu verarbeiten. Außerdem können die Berater_innen Ihnen dabei helfen, sich zu klären und konkrete rechtliche und außergerichtliche Schritte einzuleiten. Um mögliche rechtliche Ansprüche zu wahren, ist eine zeitnahe Kontaktaufnahme ratsam, da Ansprüche 2 Monate nach Bekanntwerden der Diskriminierung verjähren können.

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Was erwartet mich in der Beratung?

Antidiskriminierungsberatung ist ein Unterstützungsangebot, das Sie, Ihre Erfahrungen und Erwartungen in den Mittelpunkt stellt.

Die Berater_innen

  • hören Ihnen zu.
  • besprechen mit Ihnen, was Sie tun können und tun möchten.
  • werden in Ihrem Auftrag aktiv.

Unter anderem

  • schreiben sie Beschwerdebriefe
  • begleiten sie Sie zu Gesprächen
  • arbeiten sie mit Rechtsanwält_innen zusammen.

In der Regel beginnt eine Beratung mit einem etwa einstündigen Gespräch, in dem Sie ausführlich erzählen können, was Ihnen passiert ist und was Ihr Anliegen ist. Sie können Ihre Fragen stellen und vereinbaren mit dem/der Berater_in das weitere Vorgehen.

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Wie arbeitet Antidiskriminierungsberatung?

Antidiskriminierungsberatung arbeitet auf der Grundlage von Fachstandards. Die folgenden Prinzipien haben der advd und seine Mitgliedsorganisationen für sich festgelegt:

Parteilichkeit
Die Berater_innen sind auf Ihrer Seite. Sie vertreten Ihre Perspektive und Ihre Interessen.

Vertraulichkeit
Die Berater_innen machen nichts ohne Ihre Zustimmung und geben keine Informationen weiter.

Unabhängigkeit
Die Beraterungsstellen arbeiten unabhängig. Sie sind keine staatliche Organisation oder Behörden.

Fachlichkeit
Die Berater_innen stellen durch ihre Qualifizierungen sowie regelmäßige Weiterbildungen, (Selbst)Reflexion und fachlichen Austausch ihre fachliche Kompetenz sicher.

Mehrsprachigkeit
Bei Bedarf bemühen sich die Berater_innen um eine professionelle Dolmetschung.

Anonymität
Auf Wunsch werden Sie anonym beraten.

Kostenfreiheit
Die Beratung kostet kein Geld.

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Habe ich Diskriminierung erlebt?

War die Wohnung wirklich schon vergeben? Darf ich im Bewerbungsgespräch nach der Herkunft meiner Eltern gefragt werden? Nach einer Behinderung? Nach meiner sexuellen Identität? Hätte eine jüngere (mehrheitsdeutsche, männliche) Person die Leistung auch nicht bekommen? War da Ablehnung in dem Blick? Bin ich vielleicht doch zu sensibel?

Ob eine Situation "schon" eine Diskriminierung ist, ist manchmal nicht so einfach zu beantworten. Manchmal fehlt es an wichtigen Informationen oder eindeutigen Belegen. Manchmal gibt es eine Unsicherheit zu der Frage was erlaubt ist oder das etwas diffuse Gefühl, dass eine Grenze überschritten wurden.

Auch Fragen, Unsicherheiten und Zweifeln haben ihren Platz in der Beratung. Im Gespräch mit dem/der Berater_in können Sie Klarheit gewinnen - über Ihr eigenes Verständnis von Diskriminierung, über Fachdefinitionen und rechtliche Regelungen. Es kann Sie in Ihrer Haltung stärken und Ihnen Argumente an die Hand geben. Durch Recherchen, Testings oder auch das Einholen einer Stellungnahme können die Hintergründe einer Handlung/ Entscheidung deutlicher werden.

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Wie finde ich eine Beratungsstelle?

Eine Liste der Beratungsstellen, die nach den fachlichen Standards des advd arbeiten, finden Sie **hier.

Eine erste rechtliche Einschätzung und Informationen zu weiteren Anlaufstellen in Ihrer Nähe können Sie auch bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

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Was kann ich tun, wenn es keine Beratungsstelle in meiner Nähe gibt?

Leider gibt es in Deutschlang noch immer kein flächendeckendes Unterstützungs- und Beratungsangebot für Menschen, die Diskriminierung erlebt haben. Deshalb kann es sein, dass Sie keine spezialisierte Beratungsstelle in Ihrer Nähe finden.

In diesem Fall kontaktieren Sie uns bitte. Wir unterstützen Sie dabei, eine Lösung und passende Ansprechpartner_innen zu finden.