Antidiskriminierungsstelle des Bundes fordert Stärkung der Beratungsstellen gegen rassistische Diskriminierung

Pressemitteilung

Berlin, 02. September 2020

 

Kabinettsausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus
Antidiskriminierungsstelle des Bundes mahnt Stärkung der Beratungsstellen gegen rassistische Diskriminierung an

 

Vor der am heutigen Mittwoch stattfindenden Anhörung des Kabinettsausschusses zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus, hat die unabhängige Antidiskriminierungsstelle des Bundes eine deutliche Stärkung der bundesweiten Beratung gegen rassistische Diskriminierung angemahnt. „Der Staat steht den Betroffenen gegenüber in der Bringschuld. Er muss sicherstellen, dass alle Menschen ohne Angst vor Diskriminierung und rassistischen Anfeindungen in Deutschland leben und gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können“, sagte Bernhard Franke, kommissarischer Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, am Mittwoch in Berlin. Franke verwies in diesem Zusammenhang auf das deutlich gestiegene Beratungsaufkommen gegen Diskriminierung. Allein bei der Antidiskriminierungsstelle gingen bis Mitte August mehr Anfragen ein als im gesamten Vorjahr. Einen ähnlichen Trend vermeldeten auch nichtstaatliche Stellen.

 

Die Antidiskriminierungsstelle hält es daher für notwendig, erstens das Beratungsangebot des Bundes personell zu stabilisieren und zweitens, über ein Bund-Länder-Programm für einen Ausbau und eine stetige Finanzierung nicht-staatlicher Beratungsstellen zu sorgen. In einem anlässlich des Koalitionsausschusses am heutigen Mittwoch vorlegten Eckpunktepapier spricht sich die Antidiskriminierungsstelle überdies für eine Stärkung des rechtlichen Schutzes vor Diskriminierung aus.

 

Wir erleben, dass das Diskriminierungsverbot als schwach empfunden wird, weil Menschen sich mit seiner Durchsetzung allein gelassen fühlen. Ich greife nur zwei heraus: Die viel zu kurzen Fristen für die Geltendmachung von Ansprüchen müssen verlängert werden, denn für viele Menschen ist es schon zu spät, um gegen eine Diskriminierung vorzugehen, wenn sie sich bei uns melden. Und eigene Klagerechte für qualifizierte Verbände und gegebenenfalls auch für die Antidiskriminierungsstelle, wie sie in vielen Nachbarländern üblich sind, könnten das Gefühl verringern, dass das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz ein zahnloser Tiger sei“, sagte Franke.

 

Eine erfolgreiche Strategie zur Bekämpfung von Rassismus müsse in die Mitte der Gesellschaft hineinwirken und dürfe sich nicht auf das zweifelsohne notwendige Vorgehen gegen Extremismus und radikale Ränder beschränken, ergänzte Franke. „Tragende Säule einer solchen Strategie ist ein starker Diskriminierungsschutz, der in den Alltag hineinwirkt.“  Gleichzeitig gilt es, Diskriminierung präventiv anzugehen, um gesellschaftlicher Spaltung vorzubeugen, beispielsweise durch bundesweite Kampagnen gegen Diskriminierungen. Auch die Datenlage zu Diskriminierungen müsse verbessert werden. Im Verbund mit Maßnahmen von Sicherheitsbehörden, der Förderung von Vielfalt und einem breiten Ansatz zur Demokratieförderung leiste auch der Diskriminierungsschutz einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Rassismus und Rechtsextremismus. 

 

Das Eckpunktepapier „Gegen Rassismus, für Gleichbehandlung: Vorschläge der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zur Stärkung des Schutzes vor Diskriminierung in Deutschland“ finden Sie hier.

 

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes ist eine unabhängige Anlaufstelle für Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind. Sie wurde 2006 mit Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes eingerichtet. Sie betreibt Öffentlichkeitsarbeit und Forschung zum Thema Diskriminierung und bietet eine rechtliche Erstberatung für Menschen, die aufgrund der ethnischen Herkunft, Religion, Weltanschauung, sexuellen Identität, des Alters, einer Behinderung oder des Geschlechts benachteiligt worden sind. antidiskriminierungsstelle.de

 

Sebastian Bickerich                                                                  

 

Pressesprecher der Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Referatsleiter ADS-P

 

Postanschrift: Glinkastraße 24, 10117 Berlin

Besucheradresse: Kapelle-Ufer 2, 10117 Berlin

Telefon: 030 - 18 555-1805

Mobil 0175 - 939 8448

Fax: 030 18 555-41855

E-Mail: sebastian.bickerich@ads.bund.de

Internet: www.antidiskriminierungsstelle.de

advd