Antidiskriminierung im politischen Gegenwind – Wir stehen fest für Grundrechte und an der Seite der Betroffenen
Pressemitteilung
Berlin, den 10.06.2025
Mitgliederversammlung des Antidiskriminierungsverbandes Deutschland bekräftigt: Diskriminierungsschutz und gesellschaftliche Teilhabe sind unverzichtbar
Am 5. und 6. Juni 2025 trafen sich die Mitglieder des Antidiskriminierungsverbandes Deutschland (advd) in Frankfurt am Main zur jährlichen Mitgliederversammlung. Unter dem Motto „Antidiskriminierung im politischen Gegenwind“ diskutierten Fachkräfte aus ganz Deutschland über die wachsenden Herausforderungen für die Antidiskriminierungsarbeit – und entwickelten Strategien, um demokratische Grundwerte unter Druck verteidigen und weiter ausbauen zu können. Zum Auftakt tauschten sich die Teilnehmenden mit Ferda Ataman, der Unabhängigen Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung, und Evein Obulor, Geschäftsführerin der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus, aus. Gemeinsam mit den Teilnehmenden diskutierten sie die Auswirkungen zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung auf Betroffene von Diskriminierung – sowie auf die Handlungsspielräume von Beratungsstellen und zivilgesellschaftlichen Organisationen.
Dem Gegenwind zum Trotz: Fortschritte nicht kleinreden
Trotz des zunehmenden Einflusses rechtspopulistischer und demokratiefeindlicher Kräfte haben Fachstellen und Organisationen in den vergangenen Jahren wichtige Fortschritte erzielt. In Bund, Ländern und Kommunen sind tragfähige Strukturen für Antidiskriminierung entstanden. Zahlreiche engagierte Akteur*innen stehen täglich für Gleichstellung, Menschenrechte und Teilhabe ein oft unter schwierigen Bedingungen. Neue Kooperationen und strategische Allianzen zeigen, wie widerstandsfähig und kreativ die Antidiskriminierungsarbeit sein kann.
Erfreulich ist auch, dass immer mehr Städte und Gemeinden die Relevanz von Antidiskriminierung erkennen – nicht nur als rechtliche oder moralische Verpflichtung, sondern auch als Standortvorteil in Zeiten von Arbeits- und Fachkräftemangel.
Die im Koalitionsvertrag erneut angekündigte Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) wertet der Verband als ein wichtiges Signal. Auch der Fortbestand der Bundesbeauftragten für Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, für Antisemitismus und für Antirassismus begrüßt der advd ausdrücklich.
Historische Verantwortung wahrnehmen – Beauftragtenamt gegen Antiziganismus erhalten
Mit großer Sorge verfolgt der Verband die Debatte um eine mögliche Abschaffung des Amtes des Bundesbeauftragten gegen Antiziganismus.
Eine solche Entscheidung wäre nicht nur ein politisch verheerendes Zeichen – sie würde auch Betroffene schwer treffen. In einer Zeit, in der antiziganistische Übergriffe, Bedrohungen und Hetze wieder zunehmen, braucht es staatliche Verantwortung, nicht institutionellen Rückzug.Der advd fordert daher, das Amt dauerhaft und als eigenständige Stelle zu sichern und personell zu stärken – als Ausdruck historischer Verantwortung gegenüber Sinti*zze und Rom*nja sowie als klares Bekenntnis gegen Ausgrenzung und Gewalt in der Gegenwart.
Beratung braucht Verlässlichkeit
Unverständlich bleibt auch, dass der Ausbau und die langfristige Finanzierung unabhängiger Antidiskriminierungsberatungsstellen nicht im Koalitionsvertrag verankert sind. Dabei sind sie eine tragende Säule für individuellen Rechtsschutz, gesellschaftlichen Dialog und strukturelle Veränderungen. Wer Diskriminierung wirksam bekämpfen will, muss diese Infrastruktur verlässlich fördern und die Förderprogramme respekt*land und community-basierte Antirassismusberatung weiterentwickeln.
Demokratie braucht Antidiskriminierung – mehr denn je
Die Mitgliederversammlung des advd sendet ein klares Signal: Antidiskriminierungsarbeit ist kein Randthema. Sie ist systemrelevant für den sozialen Zusammenhalt und eine lebendige Demokratie. In Zeiten zunehmender Polarisierung kommt es mehr denn je auf ein breites Bündnis demokratischer Kräfte an – aus Zivilgesellschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Politik.
Über den Antidiskriminierungsverband Deutschland e. V.
Der Antidiskriminierungsverband Deutschland (advd) ist ein Dachverband unabhängiger Antidiskriminierungsberatungsstellen. Seine aktuell 38 Mitgliedsorganisationen verfügen über langjährige Erfahrungen in der Antidiskriminierungsarbeit mit Schwerpunkt auf der Beratung und dem Empowerment von Betroffenen von Diskriminierung.
Pressekontakt:
Antidiskriminierungsverband Deutschland e. V. (advd)
kommunikation@antidiskriminierung.org